ERZählungengestern, heute, morgen

Zwischen 2023 und 2024 wurde unser Projekt ERZählungen – gestern, heute, morgen vom Bundesprogramm Demokratie leben! sowie der Förderrichtlinie Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz gefördert.

Im Mai 2023 eröffneten wir unseren Projektraum, der seitdem Menschen unterschiedlichen Alters aus dem Erzgebirgskreis durch Ausstellungen, Vorträge, Gesprächsrunden, Filme und handwerkliche Aktivitäten wie das Zinngießen zusammenbrachte. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Verschwörungsideologien und der verstärkten Versuche, demokratische Werte zu schwächen oder sogar abzuschaffen, setzten wir uns intensiv mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Verschwörungserzählungen auseinander.

Auch wenn wir bundesweit eine Zunahme antidemokratischer Tendenzen und offenen Rechtsextremismus beobachten, ist die Lage im Erzgebirgskreis besonders alarmierend. Spätestens seit den 1990er-Jahren hat sich hier ein stabiles Umfeld für (Neo-)Nazis entwickelt, in dem rassistische, antisemitische und frauenfeindliche Strukturen und Denkweisen nachfolgende Generationen bis heute beeinflussen. So werden Verschwörungsnarrative immer wieder reproduziert und weitergetragen. Rechtsextreme Personen und Gruppen, die vom Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen entsprechend eingestuft wurden, haben sich dies zunutze gemacht und sehen hier im strukturschwachen ländlichen Raum die Möglichkeit, demokratische Werte zu untergraben und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit politisch zu instrumentalisieren.

Diese Entwicklungen sind weder nur lokal zu betrachten noch auf einzelne Themen begrenzt. Dennoch gibt es besondere „Hotspots“, die sich durch lokale Historie, Transformationsprozesse und andere Einflüsse ausbildeten und meist menschenverachtende sowie diskriminierende Narrative und Verschwörungsideologien stützen.

Genau hier setzten wir mit unserem Projekt ERZählungen – gestern, heute, morgen an: Wie unser Projektname sagt, beleuchten wir die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft eines demokratischen Miteinanders im Erzgebirgskreis.

Die Ergebnisse sind in unserem Podcast zu hören, und sind auf dieser Seite zu finden. Untenstehend haben wir eine Handlungsempfehlung für Akteur*innen der Demokratiebildung im Erzgebirgskreis zusammengestellt.

In fünf Teilprojekten fanden wir Antworten und formulierten neue Fragen. Die Ergebnisse sind in unserem Podcast zu hören, und die Projektergebnisse sind auf dieser Seite zu finden. Untenstehend haben wir eine Handlungsempfehlung für Akteur*innen der Demokratiebildung im Erzgebirgskreis zusammengestellt.

Teilprojekte

Geschlechterdemokratie

Einsamkeit betrifft uns alle – unabhängig von Alter, Herkunft oder Lebenssituation. Doch wie oft sprechen wir offen darüber? Die Ausstellung „Einsam?“ der Künstlerin Shelly beleuchtet das Thema, insbesondere in Bezug auf FLINTA*-Personen in ländlichen Regionen und zeigt, wie schambehaftet das Thema oft ist. Mit künstlerischen Mitteln und gesellschaftspolitischem Blick schafft sie Raum für eine Diskussion über ein Gefühl, das uns verbindet und dennoch so oft verschwiegen wird.

Deitsch on frei woll mer sei

Wie wird Heimat zum Spielfeld extrem rechter Ideologien? Das Projekt „Deitsch on frei woll mer sei“ untersucht, wie im Erzgebirge Traditionen genutzt werden, um antidemokratische Ideologien zu verbreiten. Als Teil unseres Projekts versuchen wir Wege aufzuzeigen, wie wir in der Region einen offenen, demokratischen Diskurs fördern können, ohne dass antidemokratische Gruppen die Deutungshoheit über „Heimat“ und „Identität“ übernehmen.
 

Fake News & Soziale Medien

Wie unterscheiden wir Wahrheit von Fiktion? Das interaktive Spiel „Fake-O-Mat“ zeigt Jugendlichen ab 13 Jahren, wie Falschinformationen Demokratie gefährden können. In spannenden Runden analysieren die Spieler*innen Nachrichten und lernen spielerisch, kritisch mit Informationen umzugehen. Das im Projekt ERZählungen entwickelte Spiel fördert Diskussionen und stärkt die Medienkompetenz – ein Muss für alle, die gegen Desinformation gewappnet sein wollen.

Handwerks- und Bergbautradition

Das Erzgebirge – bekannt für seine Holzkunst und Räucherfiguren – steht vor einem kulturellen Wandel. Das Projekt „Handwerkstradition“ hinterfragt traditionelle Geschlechterrollen und entwickelt Ideen für neue Figuren, die Vielfalt und Moderne repräsentieren. Aus Befragungen entstand eine visionäre Erzgebirgsfigur, die von drei Küstler*innen interpretiert wurden. Tradition und Moderne gehen hier Hand in Hand.
 

Antisemitismus & Jüdisches Leben

Von Verfolgung und Verlust, aber auch von kultureller Blüte erzählen die Geschichten jüdischer Familien im Erzgebirge. Eine Recherchegruppe hat im Auftrag des Projekts ERZählungen bewegende Biografien wie die der Familien Messerschmidt und Schocken beleuchtet, die einst die Region prägten. Mit diesen Einblicken wird ein fast vergessenes Kapitel der Geschichte lebendig – ein wertvoller Beitrag gegen das Vergessen und für ein besseres Verständnis unserer gemeinsamen Vergangenheit.

Podcast "Erzähl es mir"

In fünf Teilprojekten fanden wir Antworten und formulierten neue Fragen. Es erwarten Euch spannende Einblicke in unsere Projektumsetzung. Hierbei beleuchten wir Themenbereiche wie Antifeminismus, rechte Raumnahme, die Entwicklung und Modernisierung des Handwerks und Antisemitismus. Seid gespannt und hört mal rein.
 

Graphic Recording

Im Rahmen unserer Projektabschlussveranstaltung fand ein Podiumsgespräch zum Thema „Bleiben und Gehen im Erzgebirge“ mit der Künstlerin Shelly Seifert und der Projektleiterin der Orte der Demokratie Nathalie Senf statt. In diesem sprachen die Beiden mit Carolin Juler über das Leben und Arbeiten im Erzgebirge, über die Zukunft, über Wünsche, Ziele und Ängste. Dieses Gespräch begleitete Stephanie Brittnacher mit ihrem Graphic Recording. Dies ist das Ergebnis.

Bild "Vom Gehen und Bleiben"

Resonanzraum Erzgebirge e.V.

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09380 Thalheim/Erzgeb.

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